Die Wieland-Werke 1933–1945

Historie und Verantwortung

Die Kriegsjahre des zweiten Weltkriegs waren auch für die Wieland-Werke AG eine schwierige Zeit, für die das Unternehmen historisch um seine Verantwortung weiß. Als Hersteller von NE-Halbzeugen erfuhr Wieland von Seiten der Behörden eine Vorzugsbehandlung, musste sich dennoch unermüdlich für den Fortbestand und Schutz des Unternehmens und dessen Mitarbeiter einsetzen.

Als bedeutender Hersteller von NE-Halbzeugen nahmen die Wieland-Werke eine zentrale Rolle in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft ein. Wieland lieferte Vorprodukte für unterschiedlichste Rüstungsprogramme. Aus diesem Grund genoss das im Mai 1944 zum „Kriegsmusterbetrieb“ ernannte Unternehmen während der gesamten Dauer des Zweiten Weltkriegs von Seiten der Behörden eine Vorzugsbehandlung, die den Wieland-Werken nicht nur die Aufrechterhaltung des Betriebs, sondern sogar den geforderten Ausbau der Produktion trotz Rohstoff- und Arbeitskräftemangels ermöglichte.

Obwohl Wieland ein „kriegswichtiger“ Betrieb war, rissen die Einberufungen von Mitarbeitern zum Militärdienst während des Zweiten Weltkriegs empfindliche Lücken, die das Unternehmen durch die verstärkte Beschäftigung Frauen, vor allem aber durch den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte zuschließen suchte. Am 1. September 1944 waren 47 % der Beschäftigten im Werk Ulm Ausländer, d. h. entweder Kriegsgefangene oder zum Arbeitseinsatz hierher verbrachte „Zivilarbeiter“ aus den von NS-Deutschland besetzten Ländern in Europa. Den größten Teil der bei Wieland eingesetzten Ausländer stellten die sogenannten „Ostarbeiter“ aus der Sowjetunion dar, die oft unter sehr schlechten Bedingungen in den von Ulmer Industrieunternehmen betriebenen Sammellagern untergebracht waren.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Wieland-Werke von Karl Eychmüller und Dr. Hans Wieland geführt, die sich in schwieriger Zeit unermüdlich für ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter einsetzten. Einen schweren Rückschlag erfuhr Wieland durch den alliierten Bombenangriff vom 1. März 1945, bei dem das Ulmer Werk zu 80 % zerstört wurde. Eine wichtige Rolle für seine seit dem 17. Dezember 1944 weitgehend zerstörte Heimatstadt Ulm übernahm Karl Eychmüller beim Einmarsch der Amerikaner am 24. April 1945, als er mit seinem mutigen Auftreten sinnloses Blutvergießen verhinderte und eine geordnete Übergabe der Stadt ermöglichte. Bis zum 6. Juni 1945 amtierte Karl Eychmüller als kommissarischer Oberbürgermeister von Ulm, danach kehrte er wieder, mit einer zeitweiligen Unterbrechung für die Dauer seines Entnazifizierungsverfahrens, aufs einen Vorstandsposten bei Wieland zurück.

Bereits unmittelbar nach Kriegsende wurde im Unternehmen mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen. Am 1. Mai 1945 nahmen 71 Mitarbeiter im Stammwerk Ulm die Beschäftigung wieder auf, eine offizielle Betriebserlaubnis der US-Militärregierung erhielten die Wieland-Werke am 18. Oktober 1945. Obwohl man nicht verhindern konnte, dass von den Alliierten wichtige Maschinen demontiert und abtransportiert wurden, gelang Wieland dank des immensen Einsatzes seiner Mitarbeiter, die fest an das Überleben ihres Unternehmens glaubten, ein überraschend schneller Wiederaufstieg.