Story-Headerimage
3 min Lesedauer
Story 183 – 1871 – Geschäftsmodell Produkte

Denkwürdige Ausstellung mit „szenischem Zauber“

Wieland begeistert 1871 mit einem kreativen Messestand

Die „Schwäbische Industrie-Ausstellung Ulm“ ist für Wieland nicht nur ein „Heimspiel“, sondern willkommener Anlass, die ganze Bandbreite seiner Produkte auf faszinierende Weise zu präsentieren. Sie setzt damit Maßstäbe für die Zukunft – und inspiriert Zeitgenossen zu poetischen Betrachtungen.

Früh schon betreibt Wieland intensives Marketing, auch auf Ausstellungen. Keine dieser Messen ist für Philipp Jakob Wieland aber so bedeutend wie die „Schwäbische Industrie-Ausstellung“, die 1871 in seiner Heimatstadt mit 1.163 Ausstellern aus ganz Deutschland stattfindet und für deren Zustandekommen er sich intensiv einsetzt. Ein Großereignis, das überdies gut dokumentiert ist, von einem Journalisten und einem Schriftsteller, der dem Ereignis ein ganzes Buch widmet. Sie lassen ein lebendiges Bild davon entstehen, wie kreativ und aufwändig Wieland diese Messe zu einem Erfolg macht.

So lesen wir etwa: „Die ganze Rückwand der Turnhalle ist bedeckt mit den Erzeugnissen dieser Firma“. Darunter nicht nur Wasserstandzeiger, Pumpen und Hahnen, Mörser, Bügeleisen, Wärmflaschen und Bestecke sowie – vor der Halle – diverse Feuerspritzen, sondern auch Papierwalzen, Lampen- und Gasröhren, zu denen der Autor als bemerkenswert notiert, „dass diese Fabrik die Mehrzahl ihrer Rohre ohne Lötung herstellt“. Ebenso beeindruckt ist er von „zwei Kupferrohren, polirt, gezogen, von einem Durchmesser, wie er wohl selten vorkommt“.

In ein poetisches Schwärmen gerät der Schriftsteller Ludwig Walesrode in seinem Rückblick: „Zunächst fällt uns von der mit goldig funkelnden Arbeiten überreich bedeckten Wand die in kräftigen, monumentalen Buchstaben auf eine Metalltafel eingegrabene Firmen-Inschrift ‚Wieland & Cie.‘ in die Augen.“ Die „malerische Gesammtwirkung“ erinnert ihn – nicht nur wegen der Namensgleichheit – an den sagenhaften Schmied Wieland und an das von Karl Maria Weber vertonte Gedicht „Oberon“ aus der Feder Christoph Martin Wielands. Verantwortlich hierfür seien „die Herren Wieland & Cie., … die ihre Fabrikate nicht blos mit decorativem Geschmack, sondern auch in solcher malerischen, die Einbildungskraft anregenden Composition ausgestellt haben“.

Das „tiefsatte pompejanische Braun der Wandbekleidung, von welchem sich die schimmernde Metallpracht um so blendender abhebt“; eine imposante „Baldachindraperie“; ein „förmliches Podium“: All dies verleihe der „Wieland’schen Ausstellung den szenischen Zauber“, der einem „Hoftheater-Requisiteur das Wasser im Munde zusammenlaufen“ lasse.

Aber auch ganz nüchtern betrachtet setzt die Ausstellung Maßstäbe. Zwei Jahre vor dem Tod des Firmengründers ist sie auch ein Vermächtnis, an dem sich danach alle Messestände von Wieland orientieren.

Neun Seiten widmet ein Rückblick dem Messestand der „Wieland’schen Fabrik“, die „für ihre Artikel im deutschen Norden, namentlich in Berlin, einen enormen, permanenten Absatz findet.“
(Copyright Bayerische Staatsbibliothek München, Techn. 1361, S. i, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11019415-4)



Copyright Bay. Staatsbibliothek München Techn. 1360, S. 1, urn:nbn:de:bvb:12-bsb11019414-9