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Story 162 – 1831 – Innovation

Die hohe Kunst des scheinbar Einfachen

Walzgerüste spielen in der Blechfertigung eine wichtige Rolle

Das Walzen von Messing- und Kupferblechen eröffnet Philipp Jakob Wieland schon bald nach der Unternehmensgründung neue Anwendungen und damit auch Kunden. Der Komplexität des Verfahrens wird Wieland bis heute mit ständiger Forschung und Entwicklung gerecht.

Das Walzen von Blechen aus Gussteilen gehört in der Metallverarbeitung zu den wichtigsten Prozessen überhaupt. Zumal mit diesem Druckumformungsverfahren dem fertigen Blech oder Band eben nicht nur eine bestimmte Dicke und ein festgelegtes Format gegeben wird. Vielmehr können dem Material bestimmte gewünschte Eigenschaften „eingewalzt“ werden.

Deshalb ist das Walzen wesentlich komplexer, als es die hierfür eingesetzten Walzgerüste auf den ersten Blick vermuten lassen. Außer der Legierung der eingesetzten Gussplatten haben die Zahl, Lage und Form der Walzen, die angewandten Kräfte und die Anzahl der Walzvorgänge erheblichen Einfluss auf das Blech und dessen Eigenschaften. Und natürlich spielt es eine große Rolle, ob das Material in kaltem oder warmem Zustand gewalzt wird. Nicht zuletzt hat auch die Art des Walzgerüstes Einfluss auf das Endprodukt. Unterschieden werden unter anderem beispielsweise Duo-Gerüste mit zwei Arbeitswalzen, Trio-Gerüste mit drei Arbeitswalzen – wovon eine zum Reversieren des Bleches eingesetzt wird – oder auch Quarto-Gerüste mit zwei Arbeits- und zwei Stützwalzen.

Philipp Jakob Wieland erkennt schon früh das Potenzial des Kupfer- und Messingwalzens, vor allem im Hinblick auf neue Produkte. Deshalb eröffnet er 1831 in einer ehemaligen Mühle einen Zweigbetrieb – einzig zu dem Zweck, mit der dort vorhandenen Wasserkraft Bleche zu walzen. Auch der Erwerb einer Mühle in Vöhringen, direkt an der reichlich Wasser führenden Iller gelegen, dient 1864 diesem Ziel. Dass dort heute eines der größten Walzwerke der Welt steht, kommt also nicht von ungefähr.

Um den komplexen Vorgang des Walzens zu verstehen und zu beherrschen, wird bei Wieland seit jeher ein enormer Forschungs- und Entwicklungsaufwand betrieben. Schon die ersten Walzgerüste kommen nicht von „der Stange“, sondern werden aufwändig den eigenen Anforderungen entsprechend modifiziert. Später wird die legendäre „Prüfanstalt“ ins Leben gerufen, die, anders als es der Name suggeriert, vor allem ein Forschungs- und Entwicklungslabor ist. Bis heute gehört die Beherrschung und ständige Weiterentwicklung der Walztechnik zu den Kernkompetenzen von Wieland. Allerdings in völlig anderen Dimensionen als 1831: Wogen die Gussplatten damals noch rund 30 Kilogramm, können heutige Brammen je nach Legierung bis zu 11 Tonnen auf die Waage bringen.

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Wieland Bänder und Bleche

Walzgerüst 1901

Dieses Walzgerüst wird ab 1901 in der „Prüfanstalt“ von Wieland eingesetzt. Abseits der Produktion können so neue Techniken, Legierungen und Verfahren entwickelt werden.

Walzgerüst 1854

Im Werk Vöhringen wird noch heute dieses Walzgerüst aus dem Jahr 1852 in Ehren gehalten – allerdings nur als Reminiszenz an die Geschichte des Walzwerkes.

Walzgerüst 1927

Auch im Werk Villingen erinnert ein Walzgerüst von 1927 an die Vergangenheit des Standortes.

Schwermetall-Trio-Warmwalze

1951 werden die Walzanlagen, wie hier eine Schwermetall-Trio-Warmwalze, längst nicht mehr mit Wasser- oder Dampfkraft betrieben, sondern mit elektrischer Energie.