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Story 065 – 1834 – Fürsorge

Fürsorge, die ihrer Zeit weit voraus ist

Seit 1834 gibt es die Wieland Betriebskrankenkasse

Lange bevor in Deutschland die gesetzliche Krankenversicherung eingeführt wird, entsteht bei Wieland der Vorläufer der heutigen Betriebskrankenkasse. Sie zählt damit zu den ältesten in Deutschland und ist ein herausragendes Beispiel für die soziale Fürsorge Philipp Jakob Wielands.

Die Geschichte der „Wohlfahrtseinrichtungen“ bei Wieland ist lang. Schon vor 1900 entstehen in Ulm Arbeiterwohnungen und -häuser, ab 1903 auch in Vöhringen. 1913 wirbt das Unternehmen mit einer Auflistung seiner für damalige Verhältnisse außergewöhnlichen Sozialleistungen um Arbeitskräfte. Keine Einrichtung hat aber eine so lange Tradition wie die Betriebskrankenkasse: Sie wird 1834, gerade einmal 14 Jahre nach der Firmengründung, als „Fabrikkasse“ ins Leben gerufen – und existiert noch heute als eine der ältesten Betriebskrankenkassen in Deutschland.

„Im Verlangen nach sozialem Schutz gegen die Geldopfer, die Krankheit und Todesfälle den Betroffenen auferlegen“, etabliert der Gründer Philipp Jakob Wieland die „Fabrikkasse“ auf Anregung seiner damals rund 50 Mitarbeiter. Die Mitgliedschaft ist obligatorisch, auch weil mangels jeglicher Absicherung die Fürsorge für Fabrikarbeiter allein in den Händen des Fabrikbesitzers liegt. Die Betriebskrankenkasse ist also auch ein Beitrag zum sozialen Frieden. Zumal bei ihrer Verwaltung – damals völlig außergewöhnlich – ein Arbeiterausschuss mitwirkt.

Der Versicherungsbeitrag beträgt 1,5 Prozent des Lohnes, dafür erhalten die Arbeiter bis zu 26 Wochen lang ein Krankengeld und – bei Tod – ihre Angehörigen ein Sterbegeld. Die Unterstützung umfasst aber noch nicht die Kosten für Ärzte oder Medikamente. Regelmäßig lässt das Unternehmen der „Firmenkasse“ Gelder zukommen, um deren personellen und sachlichen Kosten abzusichern, seit 1869 in Form fester jährlicher Zuschüsse.

Als 1883 mit dem von Bismarck initiierten „Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter“ die Geburtsstunde des deutschen Sozialstaates schlägt, zählt die Wieland’sche „Fabrikkasse“ bereits 281 Mitglieder. Den neuen Regelungen entsprechend, wird sie eine gesetzliche Krankenkasse, die nun auch die Kosten für ärztliche Behandlungen und Medikamente übernimmt.

Viel hat sich seitdem verändert – von der Einführung einer „Familienunterstützung“ 1907 und der Zusammenfassung des Sozialversicherungsrechtes in der Reichsversicherungsordnung 1911 über die Gleichschaltung im Nationalsozialismus bis hin zu zahlreichen gesetzlichen Änderungen seit einer großen Gesundheitsreform 1988. Unverändert ist jedoch die Leistungsfähigkeit der Wieland BKK, in der heute knapp 12.000 Menschen – darunter rund 90 Prozent der bei Wieland Beschäftigten – versichert sind.

Auszug Rechnungsabschluss

Die Bismarck‘sche Sozialgesetzgebung schreibt den Betriebskrankenkassen eine jährliche Bilanz vor. 1885 nimmt die „Fabrik-Krankenkasse“ von Wieland rund 2000 Mark mehr ein, als sie ausgibt.

Jubiläums-Broschüre

1984 erscheint anlässlich des 150-jährigen Bestehens eine Broschüre, in der die wechselvolle Geschichte einer der ältesten Betriebskrankenkassen in Deutschland geschildert wird.