Story-Headerimage
4 min Lesedauer
Story 025 – 1901 – Menschen Qualität

Kraftvolle Pionierleistung mit Langzeiteffekt

Ab 1901 setzt das Strangpressverfahren neue Maßstäbe

Das in England entwickelte Strangpressverfahren ermöglicht bei der Herstellung von Drähten, Profilen und Rohren ab 1901 völlig neue Produkte. Es trägt damit wesentlich zur Entwicklung von Wieland bei, ein großer Teil der Produktionsmengen wird bis heute über Strangpressen und Kaltumformung hergestellt.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts werden Rohre und Profile mit stark handwerklich geprägten Methoden gefertigt: mit dem Schmiedehammer, durch das Ziehen von rohrförmigen Luppen, durch das Tiefziehen von gewalzten Blechen oder durch das Verlöten bandförmiger Streifen. Seit etwa 1880 ist es immerhin möglich, Blei und Zinn mithilfe hydraulischer Pressen und einer Matrize zu Rohren und Drähten zu formen – unter anderem zur Herstellung von Munition.

Bei Kupfer und Kupferlegierungen funktioniert diese Technik lange nicht, vor allem, weil die damaligen Legierungen zu viele Verunreinigungen enthalten. Erst dem Chemiker Alexander Dick gelingt es ab 1874 in seinem Londoner Labor, Messing mit Beimengung geringer Mengen von Eisen und Mangan zu legieren. Dies verbessert die Warmverformung erheblich – und erhöht gleichzeitig die spätere Festigkeit.

Dick gründet zur Vermarktung seiner Entwicklungen die Delta Metal Company in London. Und einen Ableger in Düsseldorf, unter Deutsche Delta-Metallgesellschaft Alexander Dick & Co. (DDMG) firmierend. Dort gelingt es ihm 1893 erstmals, seine Legierung „Delta Metal IV“ durch eine umgebaute Bleirohrpresse zu Profilstangen und Rohren zu pressen. 1894 meldet er seine „Squeezing Machine“ zum Patent an, ein Jahr später geht in Düsseldorf die erste Strangpresse auf dem Kontinent in Betrieb.

Lizenznehmer für Deutschland ist die Firma Asten & Lynen, die aber weder mit der Maschine noch mit dem Verfahren klarkommt. Es sind Philipp und Max Wieland, die hier eine einmalige Chance erkennen und ergreifen: Sie treten als Gesellschafter in die DDGM ein – und werden so zu Eigentümern der Patente wie auch der widerborstigen 450-MN (Meganewton)-Maschine. Diese wird 1901 nach Vöhringen geschafft und dort erfolgreich in Betrieb genommen. Überzeugt von den phantastischen Möglichkeiten des Strangpressverfahrens, ordern die Brüder bei Krupp-Guson sofort eine viel stärkere 925-MN-Presse (Presse 1), der 1904 eine zweite folgt (Presse 2). Die kleine zuerst gekaufte Maschine wird hingegen in das DDGM-Werk in Düsseldorf verlegt. Gute Investitionen, bleibt doch die Strangpresse 1 bis 1970 in Betrieb! Vor allem aber hat Wieland nach der Übernahme der DDMG maßgeblich zur Einführung und Weiterentwicklung des revolutionären Strangpressverfahrens beigetragen.

Strangpressen Vöhringer Werk

Damals eine bahnbrechende Innovation: die Strangpressen 1 und 2 im Vöhringer Werk. Der enorme Pressdruck von 925 Meganewton wird über Hydraulikzylinder erzeugt.

Modell Strangpresse

Die erste in Kontinentaleuropa von Alexander Dick 1895 in Düsseldorf betriebene Strangpresse ist heute im Deutschen Museum in München zu bewundern – wenn auch nur als Modell.

Auszug Plakat Wieland 1901

Marktvorteile sichern: Wieland wirbt sofort nach dem Erwerb der ersten Maschine 1901 mit „Faconstangen mit Profilen jeglichen Querschnitts hergestellt mittelst patentiertem Pressverfahren“.