Technik statt Muskelkraft: die Werksbahn Vöhringen
Innovationen lösen ab 1903 das gute alte Pferdefuhrwerk ab
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts werden alle Transporte im Werk Vöhringen mit Pferdekraft bewältigt. Dann entsteht eine Schmalspur-Werksbahn, die später durch eine Normalspur-Bahn mit Anschluss an das Eisenbahnnetz ergänzt wird. Heute spielt die Schmalspur-Bahn im internen Werksverkehr keine Rolle mehr.
Lange werden Transporte vom Werk Vöhringen zum Bahnhof mit Pferdefuhrwerken bewältigt. Und im Werk selbst sorgen vor allem menschliche Muskeln und Schweiß für den Transport von Materialien und Produkten auf eigens verlegten Rollbahngleisen. 1893 gestattet es die Gemeindeverwaltung Wieland, diese Schmalspurbahn auch zwischen Werk und Bahnhof einzurichten und mit Zugpferden zu betreiben. Freilich nur unter der Bedingung, dass der „Verkehr auf der Hauptstraße nicht gehemmt und gehindert wird“ und das „Geleise so tief gelegt wird, dass an jeder Stelle über dasselbe gefahren werden kann.“
Knapp zehn Jahre später wird die Pferdebahn den ständig steigenden Transportvolumina nicht mehr gerecht. Rund 16 Tonnen an Gütern müssen täglich zum Bahnhof gebracht werden. Wieland beantragt deshalb, die Bahn „unter Beibehaltung des bisherigen Bahnkörpers statt wie bisher mit Pferden mit einem Benzinmotor betreiben zu dürfen“. Weil es mit der Pferdebahn „nicht die geringsten Unerträglichkeiten und Belästigungen“ gab, wird der Antrag Ende 1902 genehmigt. Dies aber mit strengen Auflagen, die kontrolliert werden und Nachbesserungswünsche zeitigen. So muss Wieland etwa im Januar 1904 der Königlichen Eisenbahnbetriebsdirektion in Kempten schriftlich bestätigen, dass nunmehr „dem Führerstande gegenüber ein Schild angebracht wurde, auf welchem die höchstzulässige Fahrgeschwindigkeit der Locomotive mit 6 Kilometer pro Stunde angegeben ist.“ Versehen mit dem Zusatz: „Auch haben wir unserem Führer unter Strafandrohung anbefohlen, dass er nur mit dieser Geschwindigkeit fahren dürfe.“
Betrieben wird die Bahn – nun auch innerhalb des Werks – zunächst mit einer Benzin-Lokomotive der Gasmotorenwerke Deutz. Ihrer Zeit voraus sind die ab 1908 angeschafften Elektro-Loks mit Batterieantrieb, der schon damals mit langen Ladezeiten und hohem Akkugewicht Probleme bereitet. Anders als die „feuerlose Lok“ von 1914, deren Kessel mit anderweitig erzeugtem Wasserdampf unter Druck gesetzt wird.
Die begrenze Leistung der Schmalspurbahn führt schon 1912 zur Verlegung einer normalen Bahntrasse und damit dem direkten Anschluss des Werkes an das reguläre Schienennetz. Für den werksinternen Transport allerdings bleibt die Schmalspurbahn parallel dazu bis 1972 in Betrieb, dann werden die letzten 5 Schmalspur-Dieselloks endgültig stillgelegt.
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Wieland Werke AG
Copyright Staatsarchiv Augsburg: BA Illertissen/2450 – Bild aus Katalog der Gasmotoren-Fabrik Deutz von 1900.