Vom Krisenfall zum Schmuckstück
Das Kupfer- und Messingwerk Langenberg
Die Kupfer- und Messingwerke Langenberg – unter diesem Namen seit 1928 firmierend – wechseln oft den Besitzer, bevor sie 1987 von Wieland gekauft werden. Das Werk ist für Wieland interessant, weil sie das Walzen von reinem Kupfer beherrschen. Seit 2001 sind sie vollständig in die Wieland Gruppe integriert.
Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis vor den 1. Weltkrieg zurück, als die Brüder Friedrich und Benno Barmé in Langenberg bei Düsseldorf eine Halbzeugfabrik gründen. Zwischen 1914 und 1918 werden dort vorwiegend Granatzünder hergestellt – ein Produkt, das nach Kriegsende keine Zukunft mehr hat. Deshalb verlegen sich die Brüder auf die Produktion von Stangen, Bändern, Rohren, Profilen und Drähten aus Kupfer und Messing und gründen hierzu 1920 die Kupfer- und Messingwerke AG Langenberg.
Obwohl das Portfolio 1920 um Walzblei und Bleirohre erweitert wird, kommt die Firma während der Hyperinflation 1923 in wirtschaftliche Schieflage. Jetzt erwirbt der Großindustrielle Hugo Stinnes das Unternehmen – stirbt aber kurz darauf. Innerhalb kürzester Zeit kollabiert sein riesiges, aus mehreren Tausend Beteiligungen bestehendes Firmenimperium. Auch die Kupfer- und Messingwerke Langenberg, die deshalb 1928 wieder von den Gründerbrüdern Barmé zurückgekauft werden. Sie produzieren 1932 immerhin sieben Tonnen pro Tag, steigen in die Neusilberherstellung ein und 1935 in die Fertigung von Platia, einem mit Messing platiniertem Stahl.
Die gute Geschäftsentwicklung kann nicht verhindern, dass die jüdischen Eigentümer 1938 zum Verkauf des Unternehmens gezwungen werden, das sich wenig später auf die Produktion von Ronden und Näpfchen für Munition spezialisiert. Nach 1945 fordert Benno Barmé die Rückgabe seines Unternehmens, ein Verfahren, das sich bis 1957 hinzieht. Als dringend erforderlichen Investor gewinnt er die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die sich mit 50 Prozent beteiligt.
Neben vielen anderen Innovationen gelingt es der Firma, reine Kupferwerkstoffe als Walzmaterial zu verarbeiten. Eine Technik, die Wieland bislang nicht einsetzt und die ausschlaggebend dafür ist, das Unternehmen 1987 zu erwerben. Aus kartellrechtlichen Gründen wird zwei Jahre später die Firma Olin aus den USA an der umfirmierten Langenberg Kupfer- und Messingwerke GmbH & Co. KG beteiligt. Diese stellt nun verstärkt Transistorbänder und Leadframes her, später kommen feuerverzinnte, gespulte oder stufengefräste Bänder hinzu. 2001 endet die wechselvolle Geschichte des Unternehmens, es wird mit der Wieland-Werke AG verschmolzen. Heute fertigen am Standort Velbert-Nierenhof rund 300 Mitarbeiter hochwertige Bänder aus Kupfer und Kupferlegierungen.