Von der kleinen Mühle zum Superlativ
Das größte und modernste Walzwerk entsteht in Vöhringen
Seit der Gründung des Vöhringer Werkes 1864 werden die dortigen Walzwerke für Bänder ständig erweitert und modernisiert. Mittlerweile betreibt Wieland dort ein Walzwerk, das in vielerlei Hinsicht beeindruckende Maßstäbe setzt.
Als Philipp Jakob Wieland 1864 die Krauß’sche Mühle in Vöhringen kauft, hat dies einen naheliegenden Grund: Er will das Wasser der Iller für den Antrieb seiner Maschinen nutzen. Vor allem denkt er dabei an die Walzen für die Blechfertigung, die an seinen Ulmer Standorten bereits aus allen Nähten platzt. Dass es in Vöhringen genügend Platz für spätere Erweiterungen gibt, ist sicher auch ein wichtiger Grund für seine Entscheidung, denn lange müssen die Gussplatten zum Walzen die 15 Kilometer lange Strecke von Ulm nach Vöhringen transportiert werden.
Dies ändert sich erst mit dem Bau einer Gießerei 1891, der vier Jahre später ein völlig neues, mit Dampfkraft angetriebenes Walzwerk folgt. Es wird mehrmals erweitert, später kommen weitere, neue Walzwerke hinzu. Immer imposanter werden die Ausmaße – sowohl der Gebäude als auch der produzierbaren Bänder. So ist das neue Walzwerk von 1929 schon 90 Meter lang und 30 Meter breit; hier können wenige Jahre später erstmals Bänder mit 600 Millimeter Breite gewalzt werden.
Einen Meilenstein stellt das komplett neu aufgebaute Walzwerk dar, das ab Ende 1969 im Norden des erweiterten Werksgeländes entsteht und das 1972 die Produktion aufnimmt: Es ist 360 Meter lang und umfasst eine Grundfläche von über 22.000 Quadratmetern – und eine neu angeschaffte, hochmoderne Warmwalzanlage.
Die bald einsetzende Erhöhung der Blockgewichte führt zu ständigen maschinellen Ergänzungen und baulichen Erweiterungen; bis 1985 entsteht zusammen mit den älteren Werksteilen im Süden des Walzwerkes ein zusammenhängender Baukörper. Eine abermalige Blockgewichtserhöhung und der Entschluss, die gesamte Bandlinie auf 800 Millimeter Blechbreite auszubauen, verlangen nochmals neue Maschinen – und mehr Platz. Zwischen 2000 und 2002 wird das Walzwerk deshalb nochmals vergrößert, es misst nun 750 Meter Länge und gilt bis heute als das weltweit größte. Rekordverdächtig sind auch die rund 100 Millionen Euro Kosten – die bis dahin größte Einzelinvestition von Wieland –, die auch in modernste Maschinen und Anlagentechnik fließen. Die Arbeitsabläufe sind weitgehend automatisiert, die Anlagen hochmodern. Zeitgemäß ist auch die Energieeffizienz: In den Warmwalzen sind Vorwalzöfen integriert, die mit rückgewonnener Wärme arbeiten. Das Walzwerk in Vöhringen kann für sich bis heute in Anspruch nehmen, nicht nur das größte, sondern auch das modernste seiner Art zu sein.